Bericht Südkurier vom 20.02.2007
Heidenspaß: Aus Pfarrer wird Miss Germany
Die Fasnet in Sauldorf lebt. Das haben die Durbestecher am Sonntag beim Zunftball im Bürgerhaus nachhaltig unter Beweis gestellt. Ein buntes Vier-Stunden-Programm ließ in der ausverkauften Halle keine Langeweile aufkommen. Die große Abendsause stand unter dem innovativen Motto “Sauldorfs Reise in die Zukunft”. Der närrische Aufgalopp beinhaltete zwölf Programmpunkte. Das meiste Fett bekamen Pfarrer Martinho Dias Mértola und der zukünftige Bürgermeister Wolfgang Sigrist ab.
Die Narren haben keine Hemmungen, die Schwächen ihrer Mitbürger während des ganzen Jahres akribisch zu notieren und sie dann in aller Öffentlichkeit zur Schau zu stellen. Das bewies gleich zu Beginn des langen Fasnetsabend Leonhard Stadler, der zu diesem Zweck in die Bütt gestiegen war. Zwei Männer, so eine seiner wahren Geschichten aus dem Dorfleben, waren bei einem Bekannten in dessen Dachgeschoss unterwegs, um sich über den Fortgang der Ausbauarbeiten zu informieren. Dummerweise fiel eine Türe hinter ihnen zu, die noch keinen Griff von innen hatte und deswegen nur von außen zu öffnen war. Hilfe- und Alarmrufe der beiden Eingeschlossenen blieben zunächst ungehört. Erst als sich einer der Schlaumeier seines mitgeführten Handys besann, konnte endlich die benötigte Hilfe herbeigerufen werden.
Aber der Narr hatte auch die wahren kommunalpolitischen Probleme seiner Heimatgemeinde erkannt. Es geht um insgesamt vier Katzen. Drei davon befinden sich in der Obhut des Pfarrers und der Kater gehört dem neuen Bürgermeister. Die Zusammenarbeit zwischen Kirche und Rathaus funktioniere auf dem Gebiet der Katzen schon. Es habe, so verriet der Büttenredner, bereits Kätzchen im Pfarrhaus gegeben, für die der Sigrist-Kater verantwortlich sei.
Die Sauldorfer haben jede Menge Humor. Das bewies die Männergruppe. Als außerirdische Beobachter stellten sie Verhaltensforschungen über den fußballbegeisterten und Fasnacht feiernden Sauldorfer an. Um Viren und Bakterien ging es bei Heike und Karola. Die beiden gingen durch die Reihen und stellten bei so einigen Narren die unterschiedlichsten Keimlinge fest. Roboter kümmerten sich dann um die Desinfektion der unglücklichen Opfer.
Frank Faschian erfüllte als Roboterverkäufer die geheimen Wunschträume so manchen Besuchers. In seinem Sortiment waren ein zweibeiniger Rechner, der Büroarbeiten erledigt, einer für speziell für den Haushalt und sogar einer für den Sex. Außerdem hatte er aus der Zukunft eine Wellnesskabine mitgebracht, in der der stressgeplagte Pfarrer zur Miss Germany wurde. Die erste Zugabe des Abends mussten die Raster Ajax-Frauen geben, die als tanzende Betten die Herzen der Zuschauer eroberten.
Karl Springindschmitten stellte sich als die neue Bürgermeisterkandidatin Karla vor und meinte: “Der Sigrist hat doch gar nichts drauf.” In Zeiten des Klimawandels sollten die Baggerseen zu palmenbestandenen Strandbädern für Touristen ausgebaut werden.
Ganz schön hart für den neuen Dorfchef wurde es bei den Durbestecher-Frauen. Als Suomi-Ringerinnen legte eine von ihnen den verdatterten Sigrist kurzerhand auf den Rücken. Sprecher Leonhard Stadler warnte Wolfgang Sigrist später, er solle sich in Zukunft nicht so leicht aufs Kreuz legen lassen. Daniel Höre, Volker Nagel und Frank Bosch stellten mit ihrem Beitrag die Besucher vor ein Rätsel. Es ging in ihrem Beitrag um gesattelte Pferde, die vor der Tür stehen. Offenbar wollen die jungen Herren bald Erfolge im Blick auf die Westernstadt sehen. Die “Swamp Hoppers” erzielten mit ihrer Tanzdarbietung jede Menge Beifall und bekamen vom Publikum die lautstarke Auszeichnung “das war Spitze”.
Frank Faschian stellte als Eismann seine zur Zeitmaschine umgebaute Tiefkühltruhe vor. Unter anderem berichtete er von der glücklichen Zukunft des Mesners Josef Brütsch, der in wenigen Jahren viele elektronische Hilfsmittel für den Kirchendienst zur Verfügung haben werde. Die Männer von der Bude unter Leitung von Marion Schellinger legten eine bunt-futuristische Tanznummer aufs Parkett.
Zum Höhepunkt erklommen die Narren sogar den Mond. Dorthin hatte sie der Narrenvereinsausflug geführt und von dort konnten sie mit einem großen Fernrohr das Geschehen in Sauldorf live mitverfolgen. Als gegen Mitternacht das Programm beendet war, ging es mit dem Kehlbach-Express in die Verlängerung der Narrennacht.
Text & Bild: Steinmüller