Bericht Südkurier vom 12.02.2015
Narrenfrühschoppen der Durbestecher: Sauldorfer Adler wird zum Schlemmer-Tempel
Zuneigung geht durch den Magen: Der Sauldorfer Adlerwirt Sigfried „Siggi“ Höre ist für seine großen und wohlschmeckenden Schnitzel bekannt, die er bei Versammlungen gewöhnlich serviert. Der alt-katholische Pfarrer Robert Gessmann prieß beim Narrenfrühschoppen der Durbestecher am schmotziga Dunnschdich mit einem selbst gedichteten Lied die Kochkünste des Wirts in den höchsten Tönen und heftete ihm dafür seinen ersten Stern an die Brust.
Zahlreiche Hippies und Blumenkinder hatten sich im Festsaal des Adlers unter dem Motto „Woodstock des Badischen – Love, Peace & Music“ eingefunden. Nach einer launigen Begrüßung durch Durbechef Tobias Heckler stieg das Dixie-Clo (Karl Springindschmitten) in die erste Etage und überzeugte die fröhliche Narrenschar, dass in Woodstock eben das Dixie-Clo das Wichtigste gewesen sei. Seine Brgündung: „Die Hippies hont so viel reigeschmissa, die hont auf mir stundenlang. ….g sessa.“ An jedem Versende stimmte die Hippiegemeinde in den Refrain ein: „Dixie-Clo, Dixie-Clo, das macht alle Hippies froh.“
Die Wiederwahl von Bürgermeister Wolfgang Sigrist und sein Wahlprospekt, die verschwundenen Schuhe der Sauldorfer Musiker nach einer Fete wie auch der missglückte Austausch einer Glühbirne in der Kirche ließen den närrischen Redner wiederholt zu dem Schluss kommen, dass überall halt so mancher Scheiß gemacht werde.
Frieda, die Festivalputze (Tobias Heckler), ließ die närrische Korona an ihrem heftig duftenden Bio-Gas-Gras schnüffeln und nahm so manches Geschehen im Dorf auf die Schippe – wie die weiße Schnupftabak-Spur, die der Brütsch Sepp quer durch das Dorf hinterließ oder der Eventmanager Sigrist, der besser gaggere als jedes legende Huhn. Schließlich klärte Kicki, das Bravo-Girl (Leonhard Stadler) das närrische Publikum darüber auf, dass das jüngst so oft ausgesprochene französische „je suis Charlie“ auf schwäbisch ganz einfach heiße „I bin der Karle“, und dass sie bei der Suche nach einem Titelseiten-Girl für die Zeitschrift Bravo die Rakete gewesen sei. Auch sie hatte einen auf jeden Vers folgenden, für die Narrenschar gemeinsam zu singenden Refrain: „I schrei Narro und Ihr Narri, es lebe das Bravo-Girl Kicki.“ So manche Panne gab sie preis, wie beispielsweise die Tücken eines selbst gehäkelten Kondoms oder die zur Kühlung auf die Terrasse gestellte und dort von einer diebischen Elster angefressene Schwarzwälder Kirschtorte, das mit Rasendünger verwechselte Streusalz oder das Ertönen der Rauchmelder in einem Haus beim Besuch der ein heftig qualmendes Rauchfass schwenkenden Sternsinger.
Die gesamte Narrenschar zog schließlich mit Musik zum Kindergarten Sankt Sebastian, wo sie eine bunte Schar von Cowboys und Indianern befreien konnte und marschierte danach gemeinsam zum Sturm auf das Rathaus, wo die Zimmermannsgilde den Blumenkindern in gewohnter Manier mit einer gigantischen Ramme zum närrischen Umtrunk Eintritt verschaffte.
Text & Bilder: Winfried Klein